Zarter Frühlingsgruß
Innerhalb weniger Tage hat sich das Thermometer sprunghaft aus den Minusbereichen in die zweistelligen Plusbereiche bewegt... Draussen scheint die Sonne. Noch muß sie sich durch den Schleier der Wolken kämpfen, aber als ich loslief, hatte sie den Kampf bereits gewonnen.
Ich wollte meine Hügelrunde laufen - übers Feld, durch den Wald und dann an der Nidda entlang wieder zurück.
Bereits nach wenigen Metern komme ich ins Nachdenken, Überlegen, Träumen. Das geht am besten laufend. Bereits nach kurzer Zeit bin ich so tief in mir, daß ich den Abzweig verpasse und einfach weiter laufe.
Als ich es merke, ist es mir aber auch egal. Also beginne ich meinen Lauf an der Nidda. Der Wasserstand ist sehr niedrig, auch die Felder stehen längst nicht mehr unter Wasser. Am Wegesrand schieben sich ganz vorsichtig erste Pflänzchen gen Himmel und künden vom nicht mehr fernen Frühling. Sie hinterlassen mir einen lieben Gruß. Ich erfreue mich an dem (noch) einsamen Schneeglöckchen, dem bald ganz bestimmt viele weitere folgen werden...
Nun läßt sich das Erwachen der Natur nicht mehr aufhalten. Schneller als in den letzten Tagen beginne ich zu schwitzen. Die Sonnenstrahlen schicken mir eine wohltuende Wärme hinab. Ich durchquere den Nachbarort und laufe den Berg hinauf. Mein Puls steigt fast überhaupt nicht an, das Herz schlägt ruhig und gleichmäßig. Wieso habe ich früher eigentlich immer gedacht, daß Sport im Allgemeinen und Laufen im besonderen "weh" tut und einfach zu anstrengend ist? Wieso konnte ich mir nicht vorstellen, daß Laufen soooo schön ist? Ich sinniere über meine Laufanfänge nach und bin einfach nur froh, daß ich damals dem inneren Schweinehund keine Chance gegeben habe und in ersten schweren Wochen nicht aufgegeben habe.
Ich laufe weiter. Es geht leicht bergab. Ich schließe die Augen und laufe blind. Träume. Mag die Augen gar nicht mehr aufmachen. Es ist ein Moment tiefsten "Insichgehens". Ich nehme nur noch mich wahr, denke an gar nichts mehr. Empfinde das Glück, hier zu sein, hier laufen und die Sonnenstrahlen genießen zu dürfen. Immer wieder sehe ich nun zartes Frühlingsgrün, das mir seinen Gruß entbietet.
Nun kommt das Waldstück. Links von mir entdecke ich mehrere kleine Teiche, die ich noch nie wahrgenommen habe. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Nur die Autos stören. Was haben die hier mitten im Wald zu suchen?
Ich laufe ein wenig schneller. Es macht Spaß. Es läuft. Ich laufe immer schneller, spüre nur noch meinen Atem, mein Herzschlag. Um mich herum ist ist kaum ein Geräusch. Nur das Knacken der Äste. Viel zu schnell verlasse ich dieses schöne Waldstück und betrete nun das sonnendurchflutete Feld. Der Frühling ist da! Nun sind auch die vielen Piepmätze nicht mehr zu überhören. Sie entbieten mir ebenfalls ihren Willkommensgruß.
Nur noch wenige Meter und ich bin wieder zu Hause in der Zivilsation. Voller Freude sehe ich auch vor unser Haustür die ersten Pflänzchen. Glücklich gehe ich unter die Dusche und lächle stundenlang vor mich hin...
Ich schicke euch allen einen virtuellen Frühlingsgruß ins Netz, wünsche euch ein tolles Wochenende mit tollen Läufen!