Täglich Laufen - seit 4 Jahren
Wenn mir im September 2008 jemand gesagt hätte, ich würde 4 Jahre jeden Tag laufen ohne auch nur einen einzigen Tag zu unterbrechen - den hätte ich für verrückt erklärt. Nein, das habe ich mir beim besten Willen nicht vorstellen können, als ich meine Serie am 19.09.2008 begann.
Einfach mal probieren, einfach loslaufen und sehen, wie weit es mich trägt...
Ich habe mir nie vorstellen können, welche Auswirkungen dieser Weg haben würde, wie sehr er mich verändern würde.
Am Anfang war ich sehr unsicher. Habe mir meine früheren "Ruhetage" mit 2km gefüllt. Damals war ich gedanklich noch beim "trainieren"... Die meisten Sorgen habe ich mir gemacht, wie es denn wohl wäre, nach einem Marathon zu laufen. Heute weiß ich, daß ich damals noch längst keine wirkliche Täglich Läuferin war. Zwar im Tun, aber nicht im Denken.
So nach und nach begriff ich, was es bedeutet, täglich zu laufen. Plötzlich gab es auch Regentage. Und ich spürte, daß es schön ist, wenn die Regentropfen an der Haut abperlen. Warum sollte man Angst haben, durch den Regen zu laufen?
Dann kam der erste Winter. Es war eisig kalt. Jeder hinzugekommene Tag machte mich stolz. Erst waren es 100, dann 200, dann 300 Tage, ein Jahr...
Inzwischen hatte ich schon mehr als einen Marathon als Täglich Läuferin in den Beinen und es war gar nicht so schwer, am Tag danach eine Regenerationsrunde zu laufen. Im Gegenteil: Meine Muskeln waren danach locker und ich war viel früher wieder fit.
Meine täglichen Kilometerumfänge waren eher "bescheiden". Aber ich wollte nicht mit viel Geschrei eine Serie starten und diese nach kurzer Zeit verletzungsbedingt wieder aufgeben. Also lies ich es langsam angehen. Horchte immer wieder in mich hinein und lernte meinen Körper und seine Signale immer besser zu verstehen.
Laufen ist wie Zähne putzen, man tut es auch täglich. Diesen Satz habe ich sehr oft gehört. Wirklich verstanden habe ich ihn erst nach etwa 2 Jahren. Irgendwann kam der Punkt, an dem es mir ein tiefes inneres Bedürfnis geworden ist, jeden Tag zu laufen. Nicht für andere, nicht für einen Serie, sondern nur und ausschließlich für mich selbst.
Was gibt es Schöneres, als die 4 Jahreszeiten hautnah im Wald, auf dem Feld oder entlang der Nidda zu erleben? Das Wetter zu fühlen? Mit der Natur eins zu sein?
Training im ursprüngllichen Sinne wurde mir immer unwichtiger. Trainigspläne interessierten mich nicht mehr. Ich bin einfach losgelaufen. Jeden Tag aufs Neue. Mal lang und langsam, manchmal auch schneller, wenn ich dazu Lust hatte. Oft habe ich unterwegs erst entschieden, wie weit ich laufen würde. Und ich muß sagen, daß sich mein Körper und mein Geist wohl immer richtig entschieden hat.
Er hat es mir mit Gesundheit und Verletzungsfreiheit gedankt. Natürlich gab es auch mal Tage, an denen es mir nicht so gut ging. Ja, es waren auch Tage dabei, an denen ich alles in Frage gestellt habe. Aber letztendlich bin ich doch losgelaufen und war danach glücklich.
Es hat mir nie geschadet. Im Gegenteil, ich fühle mich heute besser denn je.
Heute weiß ich, daß mich nichts und niemand abhalten wird, meinen täglichen Lauf zu absolvieren. An dem Tag, an dem meine Serie reißen wird, bin ich wirklich krank.
Ich hoffe, daß dieser Tag noch lange auf sich warten läßt. Ich wünsche mir selbst Gesundheit. Ohne diese ist alles nichts.
Solange ich gesund bin, werde ich das Privileg genießen, jeden Tag meinem Körper das geben zu können ,was er von Natur aus braucht: Bewegung.
Nach 4 Jahren kann ich sagen: Ich denke wie eine Täglich Läuferin. Ich bin bei mir selbst angekommen.