Marathon in Brüssel - Männeken Piss lädt ein!
Die Stadt Brüssel fasziniert mich nun schon seit 4 Wochen. Und am 2.10. war Marathon. In Brüssel.
Da mußte ich einfach dabei sein...
Bereits Wochen vorher habe ich mich angemeldet. Eingebettet ins lange Wochenende, das uns der Feiertag der deutschen Einheit gebracht hat, verbrachten wir ein wunderschönes Familienwochenende in Brüssel.
Bereits am Samstag machten wir Brüssel "unsicher". Grand Place,das Europaviertel, die vielen Gässchen im Zentrum, das pulsierende Leben, das wunderschöne Wetter. Es war einfach alles perfekt.
Auch Männeken Pis statteten wir einen Besuch ab. Umringt von Dutzenden Touris, allesamt bewaffnet mit gefühlten tausenden Fotoapparaten stürzten sich auf den kleinen Mann, der munter sein Wasser ablies.... und dem die Anwesenheit dieser Menschenmassen völig gleichgültig erschien...
Wir machten uns auf den Weg in Richtung Jubelpark und der sich dort in der Nähe befindlichen Royal Military School, in der die Marathonmesse stattfand und die Startunterlagen ausgegeben wurde.
Alles klappte reibungslos. Nur meine Füße waren total pflastermüde. Und morgen einen Marathon laufen?
Wir setzten uns in die Metro und fuhren zurück in die Innenstadt. Freiwillig wollte ich keinen Meter mehr zu Fuß zurücklegen, so taten mir die Füße weh.
Direkt im Zentrum waren wir mit Jörg und einigen anderen bekannten Läufern und deren Partnern zum -Pasta Essen verabredet.
Auf dem Weg zum Restaurant kamen wir noch einmal beim Männeken Piss vorbei. Aber was war das? Männeken Piss war in der Zwischenzeit zum Baseballspieler mutiert...
Nach einem wunderschönen lustigen und interessanten Abend und einer entspannten Nacht begab ich mich am nächsten Morgen in den Jubelpark zum Start. Rainer und Katrin wollten später nachkommen und mich an km 20 bzw. 34 anfeuern.
Jörg und Wolfgang traf ich kurz vorm Start - bide waren mehr oder weniger entspannt und sehr kreativ beim Ausdenken von Ausreden für den Fall, daß es nicht so gut läuft. Später sollte sich herausstellen, daß keine Ausrede benötigt wurde...
Den ersten Kilometer liefen wirgemeinsam , dann lies ich erst Jörg und kurz darauf auch Wolfgang ziehen. Bloß nicht zu schnell angehen...Es war bereits jetzt sehr warm und die Erinnerung an Köln kam zurück. Dort war ich voriges Jahr vollkommen eingebrochen. Und hier in Brüssel betrug die Zielschlußzeit 5 Stunden. Hoffentlich geht das gut!
Es ging gleich ordentlich zur Sache. Tunnel runter, drüben wieder hoch. Der nächste Tunnel, andere Seite wieder hoch. Das ganze 3x. Dann schienen die Tunnel endlich zu Ende zu sein...
Jetzt wurde es etwas grüner und wir liefen eine Schleife. Da sah ich den 4:15 Luftballon. Der mußte so 10 Minuten vor mir sein. Ích war also immer noch ein wenig zu schnell.
Nach einer Stunde und knapp 3 Minuten lief ich über die 10km Matte und es ging mir gut.
Ich lief locker weiter und versuchte, mein Tempo beizubehalten. Links und rechts sah ich viele schöne Häuser, auch wenn ich nicht weiß, was ich da so alles gesehen habe.
Bei km 18 bog ich in die Schleife ein. Genau an dieser Stelle kam auf der anderen Seite der 2. Mann entgegen - in einem Wahnsinnstempo...
Noch 2km, bis ich Rainer und Katrin treffen wollte. Es ging durch eine wunderschöne Allee - aber immer schön bergauf. Im Kopfhörer ertönte passsend dazu "diesen Weg auf den Höh`n"... Wieso ist dieser Stadtmarathon so bergig? Ich hätte mir vorher mal das Profil anschauen sollen...
Aber da wo`s hochgeht, muß es ja auch wieder runtergehen. Jedenfalls irgendwann.
Nach 2:07 war ich dann endlich am km Schild 20 und wurde dort bereits erwartet. Mit 2 Gels versorgt lief ich weiter - nun endlich bergab. Die nächsten 10km waren wunderschön. Wir waren etwas außerhalb, es ging entlang von mehreren Seen mitten durch den herbstlichen Wald.
Jetzt überholten mich 2 Männer mit ihren Luftballons - 4:30. War für mich nicht drin, da dranzubleiben. Aber ich sah sie noch lange vor mir, bis sie irgendwann im Wald entschwanden.
Nun ging es wieder bergan. Gefühlte 5km. Nicht sehr steil, aber stetig. Die Beine wurden schwerer und schwerer... So ab und zumal mußte ich ein Stück gehen, aber ich raffte mích wieder auf.
Endlich war ich am km 34 und lies mir mein Gel-Gemisch-Getränk von Katrin geben.
So richtig bekam mir das aber nicht, Zum ersten mal bekam ich während eines Laufes Seitenstechen. Ausgerechnet jetzt, wo ich bergrunter das Tempo erhöhen wollte.
Aber ich bremste ab und ging ein paar Meter, bis die Schmerzen wegwarfen. Ich lief wieder an und hatte kein Problem mehr.
Noch 7 km und mehr als eine Stunde Zeit. Das sollte kein Problem sein, das Zeitlimit zu schaffen.
Ich beschloss, das Ding langsam nach "Hause" zu laufen und den Rest der Strecke zu genießen. Ohne Zeitdruck. Noch einmal lief ich durch den Jubekpark. Hier wurde jeder Starter einzeln in seiner Landessprache begrüßt. Ich bekam Gänsehaut. Noch 3km. Es ging mir wieder richtig gut und ich legte doch nochmal einen Zahn zu. Vorbei am europäischen Parlament lief ich wieder in die Innenstadt. Die Straßen waren dicht gesäumt, die Zuschauer feuerten uns Läufer an. Nur noch wenige Meter, dann war ich auf dem Grand Place, der wohl zu den schönsten Plätze Europas gehört.
Ich lief und lief und wurde immer schneller. Es war als ob ich plötzlich fliegen kann... Da sah ich den Zielbogen, sah Rainer, Katrin, Jörg und lief nach 4 Stunden, 40 Minuten und 51 Sekunden ins Ziel.
Es war geschafft - ich war im Ziel und hatte keine Probleme mit der Zielschlußzeit! Auch der 4:45 Ballon hatte mich nicht mehr eingeholt! Ich war so happy!
Nach der Dusche und 2 tollen Stücken Kuchen im Cafe Arkadi (die ich aber nichtmal zur Hälfte geschafft habe ) kamen wir nochmal beim kleinen Piss Mäneken vorbei.
Jetzt war er kein Baseballspieler mehr, sondern Ritter einer Bruderschaft...
Ist er nicht süß, der Kleine?