Die Kenianer rennen uns davon
Auch wenn mich als täglich Läuferin nicht so sehr die Weltspitze und deren Training interessiert, sondern die Freude am Laufen im Fokus steht, so macht man sich doch so seine Gedanken, wieso die Kenianer so schnell sind und unseren europäischen Spitzenläufern davon laufen. Obwohl wir ja super gute Trainer und viele wissenschaftliche Trainingskonzepte haben.
Um es gleich vorwegzunehmen: ich habe weder vor, diese Trainignskonzepte zu analysieren noch will ich Ursachenforschung betreiben. Aber einen ganz wichtigen Aspekt möchte ich doch mal hervorheben.
Die Kenianer und überhaupt viele Afrikaner leben vollkommen anders als wir, weniger Wohlstand, aber viel natürlicher. Die Wenigsten von ihnen haben ein Auto. Schon die Kinder laufen täglich zur Schule - mitunter bis zu 15km hin - und auch wieder zurück. Und das jeden Tag. Ohne großes Laufequipment. Sie laufen einfach los. Damit haben sie im jugendlichen Alter eine Kondition, wie sie wohl kein europäischer Jugendliche mehr hat. Sie laufen nicht nach Plan - sie laufen einfach drauflos. Jeden Tag.
Die Trainingspläne unserer vielen Experten sehen aber immer Ruhetage vor. Die sind schließlich wichtig zur Regeneration und zur sogenannten "Superkompensation". Täglich laufen? Das ist in deren Augen kontraproduktiv und widerspricht jeglicher trainingswissenschaftlicher Erkenntnis.
Wer kennt sie nicht, die vielen hunderte Trainingspläne, die man sich im Netz herunterladen kann? Ist da ein einziger Plan dabei, bei dem täglich gelaufen wird? Die Antwort lautet NEIN.
Natürlich gibt es viele Läufer, die mit diesen Plänen einen Marathon schaffen oder ihre Zeiten verbessern.
Aber in der Weltspitze laufen uns die Kenianer davon.
Ich wage zu behaupten - weil sie täglich laufen. Weil der tägliche Lauf für sie zur Normailtät gehört - unabhängig von jeglicher Wissenschaft.
Ob wir es jemals schaffen, wieder Anschluß an die Weltspitze, auch in der Breite, zu schaffen? Ich wage das zu bezweifeln. Weil die Wissenschaft nicht ein Lebensgefühl ersetzen kann. Weil die Wissenschaft nicht davon ausgeht, daß die tägliche Bewegung, das tägliche Laufen die normalste Fortbewegungsart der Menschen ist.
Machen wir also weiter Superkompensation. während die Kenianer laufen gehen.